Geplante Zerstörung des Vitos-Parks

Offener Brief von Johannes Linn

Liebe KollegInnen aus den Agendagruppen, der IG MARSS, des OBR Richtsberg, des Naturschutzbeirates,

sehr geehrte Stadtverordnete, Mitglieder des Denkmalbeirates, sehr geehrte Damen und Herren,

da nach der Offenlage des B.-Plans Nr. 10/1, 3. Änderung Cappeler-Str./ Fr.-Ebert-Str. in Kürze der Naturschutzbeirat über den Bebauungsplan befindet, wurde heute ein Begang des ca. 2 Hektar großen Waldgebietes gemacht. Es stellte sich die Frage, ist der hier sehr wüchsige Wald im Hauptbestand aus Roteiche auch aus ökologischen Gründen erhaltenswert? Die Antwort ist ein uneingeschränktes Ja zum Erhalt. Ich habe selten in ca. 20 Jahren forstlicher Gutachter-Tätigkeit einen so artenreichen Wald, insbesondere im Unterstand gesehen. Folgende Arten wurden in kurzer Zeit, v .a . im Unterstand gefunden:
Feld- und Bergahorn, Traubeneiche, Haselnuss, Weide, Esche, Eberesche, Birke, Faulbaum, Weißdorn, Linde, Kirsche, Roteiche, Hagebutte, dazu einige Lärchen und Fichten. Hinzu kommt eine artenreiche Krautschicht sowie auch ein kleiner ökologisch wünschenswerter Totholzanteil. Dementsprechend überrascht es nicht, dass im artenschutzrechtlichen Fachbeitrag (Simon & Widdig, März 2014) ein großer Vogelreichtum erfasst wurde von 26 Brutvogelarten und 2 Gastvogelarten, dazu vier Fledermausarten kartiert wurden. Zudem ist das Waldgebiet sehr gut begehbar und erlebbar. Es zieht sich ein Weg vom Parkplatz im Eingangsbereich unten am Rand bis zum Ende an der Friedrich-Ebert-Straße. Wer dieses einmalige Waldgrundstück einmal begangen hat, wird zur Meinung kommen, es muss unbedingt erhalten bleiben. Nicht umsonst kommt auch das freiraumplanerische Entwicklungskonzept aus dem Januar 2012 zu dem Schluss:

„Das Areal der Vitos mit seiner Geschichte, seiner Bedeutung und seinem Potential ist ein Kleinod der Stadt Marburg.“
Das wird wohl auch vom Hospiz so gesehen. Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin und pensionierte Schuldirektorin, die die Todkranken einige Wochen lang im Sterbeprozess begleitet und auf dem grünen Gelände teilweise im Rollstuhl ausfährt, schätzt so wie die Kranken insbesondere die Ruhe und das reichhaltige Grün des Parks.

Von Fällung bedrohte dicke Bäume für eine Sichtbeziehung im Eingangsbereich

Ahorn im Unterstand
Ahorn im Unterstand
Sehr artenreicher Waldrand
Sehr artenreicher Waldrand
Eine der benachbarten Freiflächen, ggf. zur Bebauung geeignet
Eine der benachbarten Freiflächen, ggf. zur Bebauung geeignet
Wunderschöner Kontrast: blühende Sträucher des Vitosgeländes und artenreicher Wald
Wunderschöner Kontrast: blühende Sträucher des Vitosgeländes und artenreicher Wald
Leerstehendes Kliniksgebäude in Nähe des Waldes, statt Abriss nach Umbau auch für Wohnungen geeignet
Leerstehendes Kliniksgebäude in Nähe des Waldes, statt Abriss nach Umbau auch für Wohnungen geeignet
Sehr wüchsiges ca. 40-jähriges Roteichenbaumholz
Sehr wüchsiges ca. 40-jähriges Roteichenbaumholz
Roteichen-Baumholz mittlerer Stärke mit artenreichem Unterstand
Roteichen-Baumholz mittlerer Stärke mit artenreichem Unterstand
Ein Weg macht den Waldreichtum erlebbar
Ein Weg macht den Waldreichtum erlebbar

In der Hoffnung, dass sich viele Marburgerinnen und Marburger für den Erhalt des Vitoswaldes und somit des Vitosparks einsetzen, verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen,

Johannes Linn

3 Kommentare zu „Geplante Zerstörung des Vitos-Parks

  1. Ich möchte mich gern an der Initiative zum Erhalt des Laubwaldbestandes im Park der Vitosklinik beteiligen. Bitte Kontaktaufnahme

  2. In Marburg wird zu viel und häßlich gebaut.
    Die Grünen verachte ich auch wegen Fehlleistungen z.B. in Frankfurt.
    Sozialwohnungen sind nur ein Vorwand zu weiterer Privat-Verwertung öffentlicher Güter.
    Das Werk meines Urgroßvaters Franz Tuczek wird weiter zerstört.

    • Hallo Herr Tuczek,

      ich stimme Ihnen zu, Stadtbild und Natur leiden sehr unter rot-grüner Politik.

      Können Sie das Werk Ihres Urgroßvaters etwas erläutern?

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